Viele Zusatznutzen mit Hybridgersten

Experteninterview

Syngenta Mitarbeiter GM

Gabriel Müller, Leiter Saatgut Schweiz, Syngenta Agro AG, Stein

Bringen Hybridgersten mehr Ertrag als Liniensorten?

Nach der Einführung von Hybridgersten vor über 10 Jahren stand diese Frage immer wieder im Vordergrund. In offiziellen Versuchen belegten Hybridgersten europaweit bezüglich Ertrag immer wieder Spitzenplätze, jedoch oft in Begleitung der besten Liniensorten. Es wurde bald in Grossflächen- Praxisversuchen festgestellt, dass die Vorteile der Hybriden auf grossen Flächen ausgeprägter sind, weil die Heterogenität des Boden auf grossen Flächen grösser ist und so die Kompensationsfähigkeit der Hybriden besser zum Tragen kommt. Um dies zu unterstreichen wurden in grossen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Grossbritannien einige Jahre entsprechende Vergleichsversuche auf Grossflächen durchgeführt und sogar eine Ertragsgarantie für Anbauer abgegeben. In den 5-jährigen Versuchen wurde im Mittel der Jahre und Felder ein Mehrertrag von 4,8 dt/ha gemessen. Der Mehrertrag ist jedoch längst nicht das einzige Kriterium, sondern auch der stabilere Ertrag sowie diverse Zusatznutzen für den Pflanzenbauer.

Zusatznutzen? Das tönt nach Marketing, was ist damit genau gemeint?

Das sind handfeste Kriterien wie Ertragsstabilität, Krankheitsresistenz, Stickstoffeffizienz sowie Spätsaatverträglichkeit. Diese Kriterien wurden in vielen offiziellen Versuchsnetzwerken sowie in diversen anderen Versuchen nachgewiesen. Mit dem Wegfall von wirksamen Beizmitteln, Pflanzenschutzmitteln sowie zu erwartenden Einschränkungen bei der Düngung nimmt die Wichtigkeit dieser Kriterien zu. Mehrjährige offizielle Versuchsergebnisse haben gezeigt, dass Hybridgersten im Vergleich zu Liniensorten bei verminderter Stickstoffmenge im Durchschnitt 6,6 dt/ha Mehrertrag brachten. In Deutschland ist zur Zeit eine Düngereform im Gange, sodass effizientere Pflanzen ein Teil der Lösung sein werden.

Aus der Praxis berichten uns auch Landwirte, dass mit den Hybridgersten SY Galileoo und SY Baracooda sehr viel Stroh geerntet wird.

Sind diese Ergebnisse aus Deutschland auch auf die Schweiz übertragbar?

Vom Prinzip her schon. Die offiziellen Parzellenversuche in der Schweiz zeigen zudem mehrjährig die Effizienz der Hybridgersten im Extenso-Anbau, in dem u.a. weniger Stickstoff gedüngt wird. Für genauere Aussagen wären natürlich Düngungsversuche in der Schweiz optimal, in denen die hiesigen Umweltkriterien und Düngungsniveaus einfliessen würden. Solche Versuche sind zur Zeit im Gange.

Was tut sich sonst noch im Bereich Hyvido- Hybridgersten? Wann kommen neue Sorten und mit welchen Eigenschaften?

Mit der Sorte SY Galileoo wurde vor wenigen Jahren eine Sorte eingeführt, welche punkto Ertrag, Ertragsstabilität und Krankheitsresistenz an der Spitze steht. An SY Galileoo müssen kommende Züchtungen zuerst vorbei, sowohl Hybriden, als auch Liniensorten. Aber die Züchtung ist sehr aktiv. Ein Thema ist nach wie vor die Kombination von Höchsterträgen mit sehr hohen Hektolitergewichten. Die aktuellen Versuchsergebnisse von Swissgranum und Agroscope zeigen bei der neuen Sorte SY Kingston das höchste Hektolitergewicht, höher als bei den zweizeiligen Sorten im Mehrjahresmittel. Bei der Krankheitsresistenz wird zudem vermehrt eine Toleranz gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus eingekreuzt, erste Sorten stehen bereits in den Schweizer Vorversuchen. Hier gibt es noch Züchtungsarbeit zu tun, um dies mit dem stabilen Hochertrag und den sonstigen Vorteilen der Hybridgerste in Einklang zu bringen.  In wenigen Jahren erwarten wir jedoch gesunde Hybridgersten, welche Ertrag und Hektolitergewicht bringen und zudem früh oder auch spät ausgesät werden können und dem Virus widerstehen können. Dann hat der Landwirt in den betroffenen Gebieten grösstmögliche Flexibilität.