Experteninterview: Herbizid Behandlungen im Raps

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Rapsfeld Unktrautfrei

Der erfolgreiche Rapsanbau beginnt bereits mit der Aussaat. Die Herbizidbehandlung im Herbst trägt zu einer erfolgreichen Ernte im darauffolgenden Sommer bei.
Im folgenden Interview gibt der Technische Experte für Maishzerbizide und Wachstumregulatoren von Syngenta Auskunft über die wichtigsten Behandlungen.

 

Was muss besonders beachtet werden bei der Herbizid Applikation im Raps?
H.R.: 
Es mag provokant klingen, aber der optimale Erfolg eines erfolgreichen Rapsanbaus und einer bestmöglichen Herbizidbehandlung im Winterraps fängt bereits bei der Vorfrucht an. Diese sollte frei von möglichen Problemunkräutern sein, die in einer zweikeimblättrigen Kultur nur teuer, schwer oder gar nicht bekämpfbar sind. Eventuell sollte man Ampferarten, Winden oder Disteln sogar auf der Stoppel der Vorfrucht bekämpfen.
Weiter zählt ein möglichst optimal vorbereitetes Saatbeet zu den Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Rapsanbau. Ein feinkrümeliges Saatbeet mit gutem Bodenschluss fördert die Keimung und die Jugendentwicklung und kann maßgeblich zur Unterdrückung der Unkräuter beitragen. Nur so kann eine gleichmäßige Ablagetiefe des Rapssamens erreicht werden. Zudem sind Unkräuter einfacher und sicherer zu kontrollieren, wenn sie gleichmäßig, einheitlich und in einer kurzen Zeitspanne auflaufen.

Durch ein Anwalzen nach der Saat werden nicht nur die Hohlräume zwischen den Bodenkluten zerstört, sondern man verschafft dem Raps bzw., den Rapswurzeln auch einen besseren Bodenschluss. Ein gut rückverfestigtes und abgesetztes Saatbeet führt zu einem besseren, gleichmäßigeren Auflauf sowohl der Rapspflanzen als auch der Unkräuter. Gleichzeitig legt man den Grundstein für höhere und bessere Wirkungsgrade der Rapsherbizide, insbesondere wenn Vorauflaufprodukte eingesetzt werden. Da Vorauflaufherbizide, wie der Name ja schon sagt, vor dem Auflaufen der Kultur eingesetzt werden stellt dies an die Applikationstechnik gewisse Anforderungen. Um einen möglichst gleichmäßigen und durchgängigen Herbizidfilm auf der Bodenoberfläche zu gewährleisten sollten die Düsen bei guter Querverteilung des Düsenbalkens akkurat arbeiten und es sollten Wassermengen von mindestens 250 – 300 l/ha angewendet werden. Ebenso muss beachtet werden, dass die Anwendung auf eine gut abgedeckte Rapssaat erfolgt. Ist dies nicht der Fall, sind Schäden unvermeidlich.

Weiteres Augenmerk gilt es den Strohresten aus der Vorfrucht zu schenken, denn Strohreste binden Feuchtigkeit. Dies kann immer dann kritisch werden, wenn neben einer zu starken Strohauflage im Zeitraum der Herbizidanwendung zusätzlich Trockenheit herrscht oder wenn durch die Strohreste kein gleichmäßiger, durchgängiger Herbizidfilm zu erreichen ist.

Unsere langjährigen Herbizidversuche, gestützt durch unabhängige Studien zeigen, dass der Raps sich in der Jugendentwicklung gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Unkräuter behaupten muss. Als Leitunkräuter im Rapsanbau sind Kamillearten, Klebern, Ehrenpreis, Stiefmütterchen, Vogelmiere und Taubnesselarten zu nennen. Zudem sind immer häufiger Schläge mit Storchschnabelarten, Kornblume und Klatschmohn im Winterraps zu beobachten. Immer stärker treten Kreuzblütler wie Hellerkraut und Hirtentäschel auf. Dies ist besonders in engeren Rapsfruchtfolgen zu beobachten.

Dies deutet ganz klar darauf hin, dass die Probleme einer sicheren Unkrautbekämpfung in Winterraps in Zukunft noch schwieriger und vielfältiger werden. Eine weitere Erschwernis würde bei Anwendungslimitierungen oder einem Wegfall einzelner Wirkstoffe aus regulatorischer Sicht eintreten.
 

Was sind die Vorteile einer zeitnahen Behandlung kurz nach der Saat?
H.R.:
In der besonders empfindlichen Phase seiner Jugendentwicklung muss sich der Raps im Durchschnitt gegen eine Vielzahl verschiedener Unkräuter durchsetzen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eine Unkrautbekämpfung sehr zeitnah nach der Aussaat durchzuführen um die Konkurrenz der Unkräuter frühzeitig auszuschalten und gleichzeitig gilt es ein hohes Bekämpfungsniveau gegen die Unkräuter zu erzielen. Aus diesem Grund werden sehr häufig Produkte mit unterschiedlichen Wirkstoffen eingesetzt. Diese Kombinationen decken in aller Regel ein breites Unkrautspektrum ab, da sie mit Wirkstoffen, die sich im Wirkungsspektrum ergänzen oder überlappen, zusammengesetzt sind. Besonders geeignet sind hierzu Anwendungen im Vorauflauf. Man sollte die Behandlung nach der Saat zügig durchführen und nicht zu lange warten. Zwar werden sehr häufig Zeiträume vorgegeben in denen eine Behandlung erfolgen kann, man sollte aber bedenken, dass der Raps je nach Bedingung unter Umständen auch sehr schnell auflaufen kann und somit auch das Risiko eventueller Schädigung zunimmt. In der Unkrautbekämpfung gilt der alte Leitsatz „wer säen kann, kann auch spritzen“. Zu diesem Zeitpunkt werden Unkräuter im empfindlichen Stadium der Keimung erfasst und laufen erst gar nicht auf.

Ein weiterer Grund ist die Vorzüglichkeit in der Wirkung der zur Verfügung stehenden Wirkstoffe gegen die bereits erwähnten Kreuzblütler wie Hellerkraut und Hirtentäschel. Diese Unkräuter sind im frühen Nachauflauf mit den zur Verfügung stehenden Wirkstoffen oder Produktkombinationen oft nur unzureichend zu kontrollieren. Auch Storchschnabel, hat er gekeimt oder ist er bereits aufgelaufen, kann nicht mehr bekämpft werden. Eine Herbizidapplikation im Vorauflauf dagegen löst dieses Problem weitestgehend.
 

Gibt es genügend Wirkstoffe in den bewilligten Rapsherbiziden?
H.R.: Sagen wir es mal so: Mit den zugelassenen Wirkstoffen können alle Unkrautprobleme im Winterraps gelöst werden. 
Dabei nimmt bei den Vorauflaufprodukten Clomazone eine zentrale Stellung ein. Clomazone wird hauptsächlich über Wurzeln und Spross aufgenommen und anschließend in die Blätter verlagert. In empfindlichen Unkräutern unterbindet Clomazone die Bildung von Blattpigmenten.
Für Standorte, die als wesentliche Leitunkräuter Hirtentäschel und Hellerkraut aufweisen, ist eine Vorauflaufbehandlung mit einem Clomazone-Präparat die effektivste Standardmaßnahme zur Unkrautbekämpfung. 
Zwei Dinge sollten dabei erwähnt werden. Zum Einen, dass alle clomazonehaltigen Produkte im Vorauflauf eingesetzt werden müssen. Sind die Unkräuter erst mal aufgelaufen, dann ist ein starkes Abfallen in der Wirkung unvermeidlich. Auch eine bestehende Altverunkrautung sei es aus der Vorfrucht oder bereits aufgelaufene Unkräuter werden nicht mehr erfasst. Zum Zweiten muss erwähnt werden, dass bei ungünstigen Witterungsbedingungen z. B. durch stärkere Niederschläge, ein Verträglichkeitsrisiko bestehen kann. Primär zeigen sich die Symptome durch ein Ausbleichen der Rapsblätter. Allerdings bleiben diese Aufhellungen nur zeitlich begrenzt sichtbar, wobei die Dauer der Aufhellungen von den Wachstumsbedingungen abhängig ist und bei aktivem Wachstum zügig überwachsen werden. Auch dies ist für alle clomazonehaltigen Produkte identisch. Selbst wenn diese Ausbleichungen mal stärkeren Umfang annehmen, hat diese keine negativen Einfluss auf den Ertrag, da der Winterraps ein sehr starkes Regenerationsvermögen besitzt. 
Brasan Trio ist das einzige Produkt in dem 3 verschiedene Wirkstoffe, nämlich Dimethachlor (187 g/l), Napropamid (187 g/l) und Clomazone (30 g/l), miteinander kombiniert werden. Mit einer Aufwandmenge von 3,0 – 4,0 l/ha ergibt sich ein sehr breites Wirkungsspektrum, nicht nur gegen die schon genannten Kreuzblütler, sondern auch mit einer sehr sicheren Bekämpfung von Klebern, Ehrenpreis und Storchschnabel. Gewählt wurden diese 3 Wirkstoffe, nachdem man in Gewächshausstudien Syngergismen der drei Wirkstoffe gegenüber den Einzel- oder Zweierkombinationen bei schwierig zu bekämpfenden Arten nachweisen konnte. Zudem ergänzen sich die Wirkstoffe in ihrem Bodenverhalten und zeigen aufgrund der Bodenmobilität eine sehr gute Wirkung sowohl gegen flachkeimende wie zum Beispiel Kamillearten oder Klatschmohn als auch gegen tieferkeimende Unkräuter, zu denen beispielsweise Klebern zu zählen sind. Durch die differenzierte Aufwandmenge zwischen 3,0 und 4,0 l/ha werden 90-120 g/ha Clomazone sowie jeweils 561 – 748 g/ha Napropamid und Dimethachlor ausgebracht und kann somit flexibel an den erwarteten Unkrautdruck angepasst werden.


Die verschiedenen Wirkstoffe in Brasan Trio und deren Wirkung auf Leitunkräuter im Test


Anhand der Erforschung der Einzelwirkstoffe hat sich die ausgeklügelte Zusammensetzung von Brasan Trio ergeben

Auch gibt es Wirkstoffe gegen Zweikeimblättrige Unkräuter, die im Nachauflauf des Winterrapses eingesetzt werden können. Hierzu zählen die Wirkstoffe wir Pyridate, Clopyralid, oder Picloram. Jedoch besitzen diese in eher ein enges Wirkungsspektrum und müssen als Spezialprodukte angesehen werden, zumal sie überwiegend im Frühjahr eingesetzt werden.

Unabhängig vom Produkt sind die jeweiligen Auflagen zu beachten. So bestehen für eine Reihe von Produkten bzw. Wirkstoffen maximale Aufwandmengen die in bestimmten Zeiträumen ausgebracht werden dürfen.
 

In der Schweiz laufen Projekte, bei denen Landwirte finanziellen Anreiz erhalten für Untersaaten im Raps als Herbizid Ersatz. Wie stehen sie dazu?
H.R.: 
Eine Untersaat im Rapsanbau kann im pfluglosen Anbauverfahren interessant sein. Dabei ist der Erfolg einer Untersaat aber sehr stark vom Unkrautdruck abhängig und darum nicht auf allen Flächen empfehlenswert. Sie eignet sich nicht für Flächen mit einem hohen Unkrautdruck oder wenn Problemunkräuter wie beispielsweise Hirtentäschel, Rauke, oder Klatschmohn vorhanden sind. 
Zudem sollte bei der Wahl der Mischungen beachtet werden, dass Arten in der Zusammensetzung eine zügige und schnelle Jugendentwicklung hat, den Boden im Herbst rasch bedeckt und über den Winter sicher abfriert. Nur so ist gewährleistet, dass sie im Frühjahr keine Konkurrenz für den Raps und seine weitere Entwicklung darstellt. Durch die rasche Bodenbedeckung im Herbst wird das Unkraut unterdrückt, wodurch bei optimaler Entwicklung der Untersaat ein Verzicht auf Herbizide ermöglicht wird. Nicht vergessen sollte die Kosten für das Saatgut der Untersaat und die Kosten für die Bestellung. Hier kann es durchaus vorkommen, dass diese Kosten sich in einem ähnlichen Rahmen belaufen können wie eine Herbizidbehandlung.
Sicher führt eine Untersaat auch zu einer Reduktion von Bodenerosion sowie zu einer Verbesserung der Bodenstruktur. 
Eine Untersaat birgt aber auch gewisse Risiken. So kann es sein, dass sie bei Trockenheit im Herbst nicht schnell genug aufläuft und dadurch das Unkraut nicht genügend unterdrückt wird. Wählt man eine falsche Zusammensetzung der Untersaatmischung kann es vorkommen, dass nicht alle Pflanzen über Winter vollständig abfrieren. Eine solche Restverunkrautung kann dann im Frühjahr durchaus früh zur Blüte kommen und eventuell sogar eine Insektizidbehandlung erschweren, sofern eine zulassungsbedingte Auflage dass ein Produkt nicht bei oder auf blühende Pflanzen ausgebracht werden darf.