Ertragsstabilität und Hochertrag – Eine vermehrt gefragte Kombination

Ertragsschwankungen gibt es immer, einerseits zwischen den Jahren, aber auch zwischen den Standorten. Mit dem Klimawandel dürfte das Thema Ertragssschwankungen jedoch noch grössere Wichtigkeit erlangen. Mit dem Anbausystem, Produktionsmitteln wie Dünger, Biostimulanzien und Pflanzenschutzmitteln sowie der Sortenwahl wird nicht nur versucht, hohe Erträge zu erzielen, es werden auch die Risiken von Ertragsschwankungen reduziert. Einige Zusatzmittel sind jedoch im Spannungsfeld der produzierenden Landwirtschaft und dem Umweltschutz vermehrt Anwendungseinschränkungen unterworfen. Das Anbausystem und die Sortenzüchtung rücken deshalb mehr in den Fokus. Ein gutes Züchtungsprogramm selektioniert deshalb Typen, welche in vielen verschiedenen Umwelten funktionieren.

Ertragsstabilität, was ist das eigentlich?

Die Ertragsstabilität umschreibt, wie eine Sorte in verschiedenen Umwelten vom Ertragsdurchschnitt abweicht. Die Umwelt wird durch Faktoren wie Anbauort, Anbaujahr und Wetter, Bodenbearbeitungsvarianten, Saatzeiten, Saatstärken, Düngung und  Pflanzenschutzvarianten bestimmt. Eine Sorte kann beispielsweise an einem sehr guten Standort mit guten Umweltbedingungen 3 dt mehr Ertrag  bringen als der Durchschnitt aller Sorten an diesem Standort. An einem schlechteren Standort mit tiefem Ertragspotential kann dieselbe Sorte jedoch stärker abfallen als der Ertragsdurchschnitt. Die Ertragsstabilität dieser Sorte ist dann relativ tief. Die verschiedenen Sorten reagieren oft anders in verschiedenen Umwelten, in der Fachsprache wird von der Genotyp-Umwelt-Beziehung gesprochen.

Erhebungen der Ertragsstabilität

Für die Ermittlung der sortenspezifischen Ertragsstabilität wurden verschiedene statistische Methoden entwickelt. Eine der bekanntesten ist diejenige von Wricke, welche für jede Sorte einen Stabilitätsindex berechnet. Je tiefer dieser Index ist, desto Ertragsstabiler ist die Sorte. Grundlage solcher Berechnungen sind jedoch stets eine möglichst grosse Zahl von Daten aus dem Feld, beispielsweise von Feldversuchen über mehrere Standorte und Jahre.

Versuchsdaten aus verschiedenen Umwelten sind einerseits von den Versuchsnetzwerken der Züchter vorhanden, anderseits auch von den offiziellen, staatlichen Sortenprüfungen. In der Schweiz sind das die Sortenprüfungen von Swissgranum und Agroscope. Für die Gerstensorten wurden diese Zahlen analysiert. Es wurden für alle Versuchsstandorte über drei Jahren und den darauf angebauten Sorten der Stabilitätsindex berechnet.

Stabiler Ertrag oder Höchstertrag?

Nicht immer sind die ertragsstabilen Sorten auch diejenigen, welche die höchsten Erträge bringen. Für den Landwirt sind jedoch Sorten interessant, welche eine sehr gute Ertragsstabilität haben, aber gleichzeitig auch sehr hohe Erträge erreichen. Die Grafik zeigt nebst dem errechneten Stabilitätsindex auch den durchschnittlichen Ertrag einer Sorte über die Jahre und Standorte. In der Grafik ist also eine Sorte dann ertragsstabil, wenn sie möglichst rechts oben liegt. Herausragend ist hier die Hybridgerste SY Galileoo, welche Ertragsstabilität auf dem höchsten Ertragsniveau zeigte.

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