Zuckerrüben - Neue Herausforderungen

Aktuelles Feldbau
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Nach wie vor gehören die Zuckerrüben zu jenen Ackerkulturen, die die höchsten Deckungsbeiträge pro ha liefern. Und trotzdem ist die Anbaufläche in der Schweiz in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Neu auftretende Schädlinge und Krankheiten, sowie die veränderte Bewilligungssituation einiger wichtiger Pflanzenschutzprodukte, stellen den Zuckerrübenanbau vor neue Herausforderungen. 

Nachdem die Beizung mit Gaucho (Neonicotinoid) europaweit nicht mehr zugelassen ist, kam es in diesem Frühjahr vielerorts zu einem massiven Befall durch Erdflöhe; ein Schädling, der in den letzten Jahren dank der Beizung kaum mehr Probleme bereitete. Weisen mehr als 50% der Keimblätter, oder mehr als 80% der echten Blätter im 2-4 Blattstadium der Rüben Frassspuren auf, ist die Bekämpfungsschwelle erreicht. Mit der Beantragung einer Sonderbewilligung bei den kantonalen Pflanzenschutzdiensten kann der Rübenerdfloh mittels einer Insektizid-Spritzung mit Karate Zeon bekämpft werden. Neu ist das Rübensaatgut mit dem Produkt Force gebeitzt, welches gegen Drahtwürmer, Moosknopfkäfer und weiteren unbedeutenderen Schadinsekten eine genügende Wirkung aufweist; Erdschnaken dagegen werden nur teilweise erfasst. Als nicht systemisches Mittel hat Force aber keine Wirkung auf Erdflöhe, Rübenfliegen, Rübenmotten und Blattläuse. 
Nebst dem Erdfloh sind es also eine ganze Reihe „neuer“ Schädlinge, die im Frühstadium die Rübenfelder befallen können und daher kontrolliert werden müssen. In Anbauregionen der Schweiz mit einem hohen Rübenanteil in den Fruchtfolgen sind es vor allem die Larven der Rübenmotte, die teilweise erhebliche Schäden verursachten. 

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Rübenmotte (Scrobipalpa ocellatella)

Das Schadbild ist im Rübenkopf und im Bereich der jüngsten Blätter zu finden. Auch wenn Sie relativ schnell kriechen, sind die Raupen am Rübenkopf zwischen den Blattstielen zu finden. In den Blattstielen und im Rübenkopf befinden sich tiefe Gänge, teils mit dunklem Kot durchsetzt da die Larven hier die Herzblätter mit feinen Fäden zusammenspinnen und diese zerfressen. In der Folge verhindert eine sekundäre Fäulnis die Blattneubildung. Herzblätter und Rübenkopf verfärben sich schwarz und vertrocknen. Das frühe Schadbild wird meistens nur bei regelmäßigen Bestandkontrollen erkannt, da die Zuckerrüben ständig neue Blätter bilden. Das Schadbild ist sehr ähnlich wie Bormangel und wird deshalb auch häufig verwechselt.

Die Raupen der Rübenmotte überwintern meistens als Puppe in vorjährigen Rübenköpfen, Rübenschlägen oder Mieten. Bei günstiger Witterung erscheint das adulte Tier (Falter) ab April/Mai. Nach einer Paarung legen die Weibchen kleine ovale Eier (~0,5 mm) an den Blättern und Stängeln der Zuckerrüben ab. Die Larven schlüpfen nach 7-10 Tagen und durchlaufen insgesamt vier Larvenstadien. 
Durch die sekundäre Fäulnis am Rübenkörper kann es bis zu einem Totalausfall der geschädigten Rüben kommen.

In der Schweiz hat Karate Zeon eine Bewilligung gegen Rübenmottenlarven. Die Schwierigkeit liegt beim Finden des optimalen Einsatzzeitpunktes der Spritzung. Hier ist es wichtig, dass die Pflanzen immer wieder kontrolliert werden, und sobald erste Anzeichen, wie Kotspuren, vorhanden sind sofort die Behandlung durchgeführt wird. Sind die Rüben schon sehr gross und haben viele Blätter gebildet, nimmt die Wirkung der Insektizidmassnahme ab, da die Larven im Rübenkopf und Blattstiel nur schwer erreicht werden können. 

Rübenfliege (Pegomya betae)

Die Rübenfliege befällt vor allem Zuckerrüben und Futterrüben aber auch andere Kulturen aus der Familie der Gänsefussgewächse wie Mangold (Krautstiel), Randen und Spinat. Die Rübenfliege ähnelt in Form und Grösse der Stubenfliege, unterscheidet sich von dieser aber in ihrer grauen Färbung. Sie überwintert als Puppe im Boden auf der Fläche, auf der im Vorjahr ihre Wirtspflanzen angebaut wurden. In der Regel schlüpfen die ersten Fliegen ab Mitte April. Sie sind circa 5–8 mm gross. Nach der Paarung suchen die weiblichen Fliegen ihre Wirtpflanzen, um die Eier abzulegen. Für die Eiablage bevorzugen die weiblichen Fliegen an den Wirtspflanzen die Aussenblätter mit starker Oberhaut. Nach weniger als einer Woche schlüpfen die gelblichen Junglarven, die sich direkt ins Blatt einbohren. Im Blattgewebe fressen sie für ca. zwei Wochen. Anschliessend verlassen sie die Blattminen, um sich im Boden zu verpuppen. Pro Jahr treten drei bis vier Fliegengenerationen auf. 
Auch gegen die Rübenfliege ist Karate Zeon in der Schweiz bewilligt. Die Bekämpfungsschwelle ist bei 2 Eiern pro Pflanze im 2-4 Blattstadium angesetzt. Im 6-8 Blattstadium liegt sie bei 2 beginnenden Larvengängen pro Pflanze.