Wir kennen es, das Sortenkarussell beim Mais. Jedes Jahr kommen neue dazu und alte verschwinden – allein die offizielle Sortenliste zählt über 60 Sorten. Betrachten wir die offiziellen Empfehlungen in Frankreich so sind es über 500 Sorten, in Deutschland gar über 700.
Die Qual der Wahl bei den vielen Maissorten....
Ganze Veranstaltungen widmen sich dem Thema Maissorten anfangs Jahr. Die offizielle Sortenliste zeigt uns neue Sorten mit noch mehr Kreuzchen und unsere Hauptsorte auf dem Betrieb - letztes Jahr noch zuvorderst dabei, gehört sie demnach neuerdings nur noch zum Mittelmass? Nebst den Agroscope- Versuchen zeigen verschiedene weitere Versuchsergebnisse neuste Erkenntnisse.
Da drängt sich die Frage auf, soll ich die Sorte wechseln?
Vorerst ein paar Fakten
1.5 bis 1.8 Maissorten hat der Schweizer Landwirt im Durchschnitt auf seinem Bertieb – das ergaben die letzten Marktstudien
2 % Ertragszuwachs pro Jahr erreichte die weltweite Züchtung von Körnermais – davon kann die Weizenzüchtung bisher nur träumen
Durchschnittlich ist fast jede 5. Sorte neu auf der Sortenliste – in den letzten sieben Jahren varierte dieser Wert jährlich zwischen 9 % und 30 %
In Anbetracht des Zuchtfortschritts sollte eigentlich laufend gewechselt werden. Aber der Landwirt muss eine Sorte auch kennenlernen, passt sie tatsächlich in mein Gebiet, auf meinen Boden, in meine Höhenlage? Habe ich meine Fütterung auf eine spezifische Maissorte abgestimmt? Welche Kriterien sind die Wichtigsten, ist es nur Ertrag oder auch Futterwert und Krankheitsresistenz? Die privaten und offiziellen Sortenversuche haben zwar ein breites Netzwerk an Standorten, sind aber dennoch immer ein Kompromiss, ein Mittelwert über alle Standorte. Zudem können je nach Jahr neuere Sorten auch überschätzt werden. In den letzten beiden Jahren konnte beispielsweise in den Versuchen nur schwerlich eine schlechte Standfestigkeit bonitiert werden. Dagegen war im Jahr 2013 die Standfestigkeit das Hauptthema und auch Sorten mit Hochertrag schafften es nicht auf die Liste.
Der tatsächlichen Wert einer Sorte zeigt sich daher erst über mehrere Versuchsjahre sowie vor allem auch in der Praxis. Mit anderen Worten, was weit verbreitet eingesetzt wird, hat auch lange Bestand im Acker. Beispiele für solche Sorten waren Delitop, NK Cooler oder auch LG 30.222. Stabile Sorten, welche in vielen Regionen funktioniert haben. Aus jüngster Zeit ist SY Talisman ein entsprechender Kandidat, der nicht nur in der Schweiz und Deutschland, sondern auch bis weit nach Osteuropa und Russland beliebt und weit verbreitet ist.
Beispiel Stadfestigkeit: Kaum eine Sorte, welche 2013 in den offiziellen Versuchen nicht mit Standfestigkeit zu kämpfen hatte, bei fast allen lagen mehr als 10 % am Boden. Dagegen war z.B. 2017 kaum eine Sorte ernsthaft betroffen, nur gerade 3 Kandidaten zeigten mehr als 10 % Lager.
Was nun? Sorte wechseln oder beibehalten?
Es verhält sich also mit einer neuen Maissorte wie mit einem Aktienanteil in einem Geldfonds; mehr Ertrag ist möglich, aber auch ein höheres Risiko ist damit verbunden. Insofern ist es ratsam, immer wieder neue Sorten auszuprobieren um am Zuchtfortschritt teilzuhaben, jedoch nur auf einem Teil der Fläche. Auf dem anderen Teil steht dann die alt bewährte Sorte.
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