Wasserrübenvergilbungsvirus oder TuYV – Situation im Schweizer Rapsanbau
Der TuYV oder Wasserrübenvergilbungsvirus ist in den letzten Jahren im Rapsanbau in der Schweiz ein grösseres Thema. Die tatsächliche Verbreitung wurde 2023 in einem Monitoring analysiert, der Befall ist als mittel einzustufen mit regionalen Unterschieden. Bei der Sortenwahl wird eine resistente oder eine tolerante Sorte empfohlen. Die Ertragsmeldungen der getesteten Felder zeigten, dass die Sorte SY Matteo auch in der Schweiz ebstätigte und überall sehr hohe Erträge brachte, auch bei mittlerem bis starkem Befall vom Wasserrübenvergilbungsvirus.
TuYV, was ist das und wie erkennt man es?
TuYV ist eine Abkürzung für die englische Bezeichnung Turnip yellows luteovirus. In Deutsch wird er Wasserrübenvergilbungsvirus genannt, weil die Symptome das erstemal in Wasserrüben bzw. Steckrüben in den 1950er Jahren beschrieben wurden. Der Virus wird von diversen Blattlausarten auf die Rapspflanzen übertragen, hauptsächlich über die Grüne Pfirsichblattlaus. Die Übertragung erfolgt bereits im Herbst, insbesondere bei warmer Witterung. Dunkelrote Blätter im Herbst oder knallrote Blätter nach der Blüte können ein Hinweis auf einen Befall sein. Während dem Streckungswachstum sind oft keine Anzeichen erkennbar. Entsprechende Blattverfärbungen können aber auch einen Hinweis auf abiotische Faktoren (Staunässe, Kälte, Nährstoffmangel etc.) sein, weshalb ein definitiver Befall nur im Labor bestimmt werden kann. Ein befallener Bestand kann gemäss Fachliteratur Ertragseinbussen von 12 bis 34 % bedeuten. Auch der Ölertrag und der Ölgehalt werden negativ beeinflusst, dagegen steigt der unerwünschte Glukosinolatgehalt
Symptome des Wasserrübenvergilbungsvirus im Herbst: Leicht zu verwechseln mit Phosphor-Mangel oder anderem Umweltstress, nur eine Laboranalyse bringt Klarheit.
Vorkommen in Europa und der Schweiz
Die Verbreitung vom Wasserrübenvergilbungsvirus wurde vor allem im europäischen Ausland im Rahmen von jährlichen Monitorings von verschiedenen Züchterhäusern überwacht. Dabei wurden regionale Unterschiede festgestellt. Bei dem von Syngenta durchgeführten Monitoring im Jahr 2021 wurde folgendes festgestellt: Starker Befall (>70 % der Proben mit Virus), in Deutschland, Polen, Tschechien Dänemark und Rumänien, mittlerer Befall (> 30 % bis 69 %) in Frankreich und Ungarn. Im Jahr 2022 war der Befall in Deutschland und Ungarn moderat.
Neu wurde 2023 zum ersten Mal auch in der Schweiz ein Monitoring durchgeführt. Dies nicht zuletzt, weil in der Beratung Unsicherheiten bezüglich des Wasserrübenvergilbungsvirus und dessen Vorkommen auftraten. Dafür wurden quer über das Schweizer Mittelland von Genf bis Thurgau Blätter von Rapsbeständen gesammelt und im Syngenta Labor mit einem ELISA- Test auf den Virus analysiert. Die Karte zeigt, dass der TuYV vielerorts gefunden wurde, dass es aber auch befallsfreie Felder gab. Insgesamt ist der Befall dieses Jahr mit wenig bis mittel einzustufen.
Befall mit TuYV (Wasserrübenvergilbungsvirus): Insgesamt wurden an 12 Standorten 15 Proben gesammelt und getestet, hauptsächlich der TuYV-toleranten Sorte SY Matteo, aber auch TuYV-resistenten Sorten wie Tempo.
Bekämpfung und Sortenwahl
Eine Bekämpfung müsste gegen den Überträger (Vektor), also die Blattlaus erfolgen. Seit dem Verbot der Neonikotinoide als Beizmittel sind die Pflanzen jedoch in der Jugendentwicklung nicht mehr vor Läusen geschützt. Deshalb erfolgt die präventive Bekämpfung vorwiegend über die richtige Sortenwahl. Es kann zwischen resistenten, toleranten und sensitiven Rapssorten unterschieden werden. Resistenz bedeutet grundsätzlich, dass die Pflanze den Befall des Schaderregers verhindern und dessen Ausbreitung unterdrücken kann. Toleranz hingegen bedeutet, dass ein Befall stattfindet, die Pflanzen aber keinen deutlichen Schaden nehmen, den Befall sozusagen erdulden. Sensitive Sorten hingegen werden massiv befallen und zeigen entsprechende Schädigungen, was sich in der Erntemenge niederschägt. Im Fall des TuYV sind die Grenzen zwischen Resistenz und Toleranz nicht einfach zu ziehen. Aktuell ist ein bekanntes Resistenzgen in einigen Rapssorten eingekreuzt. Ist der Nachweis dieses Gens in einer Sorte gegeben, so wird sie als resistent bezeichnet, was auch auf der Swissgranum Sortenliste ausgewiesen wird. Tolerante Sorten hingegen erhalten diese «Auszeichnung» nicht. Ein Beispiel hierfür ist die Sorte SY Matteo. Laboruntersuchungen aus Deutschland haben gezeigt, dass SY Matteo bei Virusbefall ähnlich wie resistente Sorten deutlich weniger Virus enthält als anfällige Sorten. In Feldversuchen bestätigte sich dies auch: SY Matteo zeigte wie nachgewiesen resistente Sorten kaum Ertragsabfall unter Virusbefall, anfällige Sorten hingegen schon. Dies deutet darauf hin, dass es weitere Resistenzgene gibt, welche noch nicht entdeckt wurden, in toleranten Sorten jedoch enthalten sind. Es gilt allgemein beim TuYV: Resistente oder tolerante Pflanzen werden vom Virus befallen und enthalten diesen, aber die Entwicklung und der Transport in der Pflanze wird verzögert. Vor dem Hintergrund des Schweizer Monitorings wird empfohlen, eine resistente oder eine tolerante Rapssorte zu wählen. Ob eine Sorte tolerant ist, darüber kann der Züchter Auskunft geben, sofern entsprechende Vergleiche im Labor und im Feld stattgefunden haben.
SY Matteo bestätigt seine Toleranz
In den untersuchten Feldern wurden auch die Erträge von den Landwirten gemeldet. Diese lagen für die Sorte SY Matteo überall hoch bis sehr hoch. Bei dem stark befallenenFeld in Brittnau konnten 47 dt/ha geerntet werden. Somit bestätigt SY Matteo auch in der Schweiz die Erkenntnisse aus Deutschland, dass die Sorte eine Toleranz gegenüber dem TuY-Virus aufweist und bei Befall kaum nennenswerte Ertragsabfälle zu befürchten sind.