Medienberichte zur Zulassung von Pestiziden in der EU und der Schweiz

Syngenta
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In einer breit angelegten Medienkampagne wurde Ende Mai mehreren Agrochemie-Unternehmen (darunter Syngenta) vorgeworfen, bei der Zulassung von Pflanzenschutzprodukten in der EU Studien zur Entwicklungsneurotoxizität zurückgehalten zu haben. Syngenta weist diese Vorwürfe zurück. Die Medienberichterstattung ist reisserisch und suggeriert, dass wir in regulatorischen Angelegenheiten nicht ehrlich sind – das ist falsch und untergräbt die Reputation unserer gesamten Branche. Wir beantworten wichtige Fragen dazu. 


Update: Am 18. Juli 2023 fand im Europäischen Parlament eine Anhörung zu diesem Thema statt, bei der auch Syngenta vertreten war. Mehr Informationen sind hier verfügbar. 


Was genau sind die Anschuldigungen gegen Syngenta? 
Syngenta wird vorgeworfen, in den frühen 2000er Jahren mehrere DNT-Studien – darunter für den Wirkstoff Abamectin – nicht bei den europäischen Regulierungsbehörden eingereicht zu haben, obwohl dieselben Studien den US-Regulierungsbehörden vorgelegt worden waren.  

Sind die Anschuldigungen begründet?  
Nein. Es liegen keine nicht eingereichten DNT-Studien von Syngenta in der EU oder der Schweiz vor. 

Die Anforderungen in Bezug auf einzureichende Studien zur Bewertung möglicher neurotoxischer Auswirkungen eines Wirkstoffs sind in den USA und der EU bzw. der Schweiz unterschiedlich. Zudem haben sich die Anforderungen über den betreffenden Zeitraum (über 20 Jahre) mehrmals verändert. Syngenta hat die in den Medienberichten referenzierten DNT-Studien erstellt, um den US-amerikanischen Regulierungsrahmen zu erfüllen. Auf Anfrage hin wurden die betreffenden DNT-Studien von Syngenta aber bereits vor mehreren Jahren (ab 2015) auch der EU vorgelegt.  

Die EU-Zulassungsbehörde hat die Vollständigkeit unserer Dossiers nicht bemängelt, eben weil wir alle geforderten Studien eingereicht haben. Es gibt hierzu auch keine Rechtsstreitigkeit. Syngenta hat sich nicht widerrechtlich verhalten. 

Detaillierte Informationen zu den relevanten regulatorischen Vorgängen sind hier verfügbar. 

Wie reagiert Syngenta auf diese Anschuldigungen? 
Syngenta weist diese Vorwürfe zurück. Wir sind allen Datenanfragen der EU und der Schweiz nachgekommen und haben relevante Studiendaten gemäss den behördlichen Anforderungen bereitgestellt. Es liegen keine nicht eingereichten DNT-Studien von Syngenta in der EU oder der Schweiz vor.  

Wir nehmen unsere Informationspflicht in der EU und der Schweiz sehr ernst: Jedes sogenannte PRF (potentially referrable finding) wird analysiert und den Behörden gemeldet, sofern es einen Einfluss auf die Risikobewertung des Produktes hat. 

Als Mitglied von CropLife engagieren wir uns weiterhin vollumfänglich für mehr Datentransparenz und leisten so einen Beitrag zur Gewährleistung der hohen Standards für sichere und gesunde Lebensmittel.  

Wie werden Pflanzenschutzmittel reguliert? 
Die Pflanzenschutzindustrie ist eine der am stärksten regulierten der Welt. Produkte unterliegen einer umfassenden Bewertung, bevor sie zur Registrierung und zum Verkauf zugelassen werden. Sie müssen die gesetzlichen Standards vor Ort erfüllen, sicher verwendet werden können und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die Nutzpflanzen haben, die sie schützen sollen.  

Was tut Syngenta um sicherzustellen, dass unsere Produkte sicher sind? 
Die Entwicklung eines neuen Pflanzenschutzprodukts dauert etwa 10 Jahre, und Syngenta investiert etwa 250 Millionen Dollar, um sicherzustellen, dass ein Wirkstoff nicht nur effizient, sondern auch sicher für Anwender und Umwelt ist. Moleküle, bei denen es Bedenken in Bezug auf die Sicherheit gibt, werden bereits zu Beginn der Entwicklung verworfen. Während einzelne Bestimmungen für Einreichungsdossiers vom Land abhängen, gibt es im Bereich Produktsicherheit einen hohen gemeinsamen Standard, den wir mit unserer Arbeit garantieren: Wir führen oft mehr als 1000 Studien pro Wirkstoff durch, um toxikologische, ökologische, Rückstands- und Stoffwechselaspekte zu bewerten. Ziel ist nicht nur die Gewährleistung der Produktsicherheit, sondern auch die Rückverfolgbarkeit und Verlässlichkeit der Studien. 

Was sind DNT-Studien?  
DNT steht für «Developmental Neurotoxicity» (Entwicklungsneurotoxizität). Entsprechende Studien haben das Ziel zu erforschen, ob und wie sich bestimmte Substanzen auf die Hirnentwicklung von Kindern und Ungeborenen im Mutterleib auswirken. Aus ethischen Gründen werden diese Studien an Nagetieren durchgeführt. Die Übertragbarkeit der Studienergebnisse auf den Menschen ist nicht immer klar, weshalb der Nutzen von DNT-Studien auch aus Tierschutzgründen umstritten ist. 

Was ist Abamectin? 
Abamectin ist ein von Syngenta entwickeltes Insektizid, das zur Bekämpfung von Obst- und Gemüseschädlingen verwendet wird. Der Wirkstoff wurde 2009 in der EU und der Schweiz zugelassen, mit strengen Anwendungsvorschriften. Im Frühjahr 2023 wurde in der EU die Zulassung von Abamectin erneuert, mit noch strikteren Anwendungsvorschriften bzw. Grenzwerten. Weitere Wirkstoffe von Syngenta, bei denen derzeit in der EU aufgrund nachgereichter DNT-Studien die Risikobewertung überprüft wird, sind Pymetrozin und Glyphosat-Trimesium (für letzteres läuft das Neuzulassungsverfahren in der EU).  

Weitere Informationen finden Sie hier.