Wie misst man eigentlich Innovation?

Syngenta
Wie misst man eigentlich Innovation?

Innovation (wörtlich „Neuerung“ oder „Erneuerung“; von lateinisch innovare ‚erneuern‘ abgeleitet) wird in der Umgangssprache im Sinne von neuen Ideen und Erfindungen und für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. So weit und so einfach Wikipedia. Aber Innovation ist auch ein Wort mit schwierigem Image – die Mutter aller Buzzwords, wenn man so will: «If you understand it, it's not innovation!» Nicht sehr schmeichelhaft, und ein guter Grund, genauer zu schauen, wo und wie eigentlich die Messlatte angelegt wird.  

 

Syngenta unter Top 10 Schweizer Innovatoren  

In einer kürzlich für das Schweizer Wirtschaftsmagazin BILANZ erstellten Auswertung von Statista wurde Syngenta auf Platz 10 der innovativsten Unternehmen mit Sitz in der Schweiz gelistet. Zu den quantitativen Kriterien, die in die Bewertung einflossen, gehörten unter anderem die Anzahl der Patente, das Umsatzwachstum und die Anzahl der Produktinnovationen der letzten Jahre. Ausserdem wurden schweizweit über 8900 Menschen befragt, die Aussagen zur Innovationskraft des eigenen Unternehmens treffen, aber auch andere ihrer Meinung nach besonders innovative Firmen nennen konnten. Im Mittelpunkt dieser Umfrage stand, wie stark Kreativität und Unternehmergeist nach Meinung der Befragten am Arbeitsplatz gefördert werden, etwa durch flexible Arbeitsmodelle und ausgewiesene Zeitfenster für innovatives Denken.  

Die Sieger des Rankings kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen, und der Bereich Ernährung ist gut vertreten. Hinter Ypsomed (Weltmarktführer bei Injektionsgeräten) landete Planted Foods auf Platz 2 - ein ETH-Spin-off aus dem Raum Zürich, das mittels patentgeschütztem Verfahren etwa vegane «Chicken» Nuggets und Geschnetzeltes herstellt. 

 

Innovations-Champion Schweiz 

Fast zeitgleich mit dem landesinternen Ranking von Statista kam die erfreuliche Nachricht, dass die Schweiz von der World Intellectual Property Organization (WIPO) im 13. Jahr in Folge zum innovativsten Land der Welt gekürt worden ist, vor Schweden und den USA. Der Global Innovation Index der WIPO erfasst globale Innovationstrends und zeigt eine Rangliste der innovativsten Volkswirtschaften unter 132 Ländern. Einen wichtigen Beitrag zur erneuten «Goldmedaille» leistete auch Syngenta. Unsere Geschichte in der Schweiz reicht mehr als 250 Jahre zurück, und heute teilen wir unsere Innovationen mit Landwirten in mehr als 100 Ländern – mit dem Ziel, bessere und nachhaltigere Lösungen für die gemeinsamen Herausforderung der Ernährungssicherheit, des Klimawandels und des Erhalts der natürlichen Ressourcen zu finden. 

 

Haben wir also die perfekte Innovationskultur? 

Mit der grossen Patentdichte in der Schweiz und der guten Mischung der an den Patenten Beteiligten - grosse internationale Firmen, KMU, Start-ups, aber auch die sehr patentaktiven Universitäten und Hochschulen - ist sicherlich eine wichtige Voraussetzung für eine starke und innovative heimische Wirtschaft gegeben. Damit dies so bleibt, müssen aber auch das politische und mediale Umfeld die entsprechende Unterstützung bieten. Patente sind dabei ein existentielles Element, denn mit ihnen können gerade kleine Spin-offs wie Planted Foods sicherstellen, dass ihre Erfindung während der Dauer des Patentschutzes (20 Jahre) exklusiv von ihnen selbst genutzt und vermarktet werden kann. Patente sind unerlässlich: Ein Patent schützt das Recht, eine Erfindung zu nutzen, für zwanzig Jahre. Aber mit der obligatorischen Publikation von Patenten wird gleichzeitig Transparenz geschaffen. Anders als ein Geschäftsgeheimnis gibt ein Patent gibt das Wissen über die Erfindung an die Gesellschaft zurück. Andere können auf die Details der Erfindung zugreifen und dieses Wissen für den eigenen Innovationsfortschritt nutzen.  

 

Ein Beispiel dafür sind die neuen Züchtungstechnologien auf Basis der CRISPR/Cas Genschere, bei denen oft Bedenken geäussert werden, dass diese zu einer Patentflut führen könnten, welche Innovation hemmt. «Diese Befürchtungen sind unbegründet», sagt Roman Mazzotta, Länderpräsident Syngenta Schweiz und Leiter der Rechts- und Patentabteilung Pflanzenschutz. «Diese neuen Technologien werden die Innovation sogar vorantreiben, und dies in einer kritischen Phase für die Landwirtschaft. Der Klimawandel stellt uns vor riesige Herausforderungen, und die Züchtung von Nutzpflanzen mit Eigenschaften, die dem standhalten, ist zu einem Wettlauf mit der Zeit geworden.»  

 

Neue Pflanzeneigenschaften sind forschungsintensiv und müssen deshalb geschützt werden – zum Nutzen aller. Forschung wird nicht zum Selbstzweck betrieben, sie muss auch Anwendung finden. Patente sind ein starker Anreiz, in Forschung und Entwicklung zu investieren. Wenn die Aussichten auf die Nutzung einer innovativen Technologie wie CRISPR/Cas fehlen, blockiert das nicht nur den Fortschritt in der Pflanzenzüchtung, sondern auch die Grundlagenforschung an den Universitäten. «Innovation findet dort statt, wo sie möglich ist. Wandert das Know-how einmal ab, kommt es nicht mehr zurück,» sagt Roman Mazzotta. «Die Schweiz muss deshalb Sorge zu ihrer Innovationskultur tragen, was sowohl Offenheit gegenüber der Forschung als auch den Schutz des geistigen Eigentums bedingt. Nur so können zukunftsträchtige Technologien auch im Bereich der Ernährung wie etwa Vertical Farming oder klimaresistente Züchtungen auch bei uns Fuss fassen.»  

 

 


Der berühmteste Patentprüfer der Schweiz

Bildquelle: e-pics Bildarchiv, ETH-Bibiothek

Bildquelle: e-pics Bildarchiv, ETH-Bibiothek 

 

Nicht jede Idee ist gleich eine Erfindung - und nicht jede Erfindung kann man durch ein Patent schützen lassen. Um überhaupt patentierbar zu sein, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Die Erfindung muss eine Neuheit darstellen, sie muss gewerbsmässig anwendbar sein, und sie muss aus einer erfinderischen Tätigkeit stammen. Neben technischen Erfindungen lassen sich aber auch Designs, Produktmarken sowie Kunstwerke wie Lieder (durch das Urheberrecht) schützen. 

Zu den in unserem Alltag sehr präsenten Schweizer Erfindungen gehören sicherlich der 1947 patentierte Sparschäler «Rex» - erfunden vom Koch Alfred Neweczerzal, dem das Kartoffelschälen im Militär mit dem Messer zu mühsam war – und das wasserlösliche Kaffeepulver, für das 1938 das Herstellungspatent auf den Chemiker Dr. Max Morgenthaler zugelassen wurde.  

Und die Schweiz kann natürlich für sich in Anspruch nehmen, den berühmtesten Patentprüfer aller Zeiten beschäftigt zu haben: Im Jahr 1902 heuerte Albert Einstein als „technischer Experte dritter Klasse“ im Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum in Bern an, und prüfte vor allem Patentanmeldungen auf mechanischem Gebiet. Seine Zeit als Prüfer schilderte Einstein in einem Brief so: „Mir geht es gut; ich bin ein ehrwürdiger eidgenössischer Tintenscheisser mit ordentlichem Gehalt.»  

Das beschauliche Beamtendasein lastete ihn aber offensichtlich nicht aus – er griff während der Arbeit immer wieder zur Geige, was ihm nach eigener Aussage beim Denken half. In der Beschaulichkeit seines Beamtendaseins in Bern kam ihm auch die Idee zur Relativitätstheorie - so schliesst er sich, der Kreis zur Innovation.