Das grosse Krabbeln

Syngenta
Kartoffelkäfer
Kartoffelkäfer

Seit den Zeiten, in denen mit teilweise martialisch anmutenden Plakaten zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers aufgerufen wurde, hat sich viel verändert auf Schweizer Äckern. Neben dem Einsatz von geeigneten Pflanzenschutzmitteln («So wenig wie möglich – so viel wie nötig») treffen Landwirt:innen viele weitere Massnahmen, um angesichts des steigenden Schädlingsdrucks ihre Kulturen zu schützen und Ernten zu sichern. Syngenta ist dabei auch in dieser Anbausaison als Partner vor Ort, um die Bauern bei schwierigen Problemen schnell und effektiv beraten zu können.   

«Der Kolorado-Käfer - Gefährlicher Feind des Kartoffelbaues!» und «Landwirte überwacht die Kartoffelfelder!» - so stand es auf den Plakaten, die in den späten 1930er Jahren in der Schweiz auftauchten. Die drastischen Warnungen galten dem aus Amerika eingeschleppten Kartoffelkäfer (englisch: Colorado potato beetle). Bekämpft wurde er unter anderem mit hochgiftigen Kupferarsenmischbrühen als Spritzmittel, dem manuellen Absammeln der Käfer und Larven (wozu man ganze Schulklassen auf die Felder schickte), oder auch mit dem Vergraben betroffener Kartoffelstauden, nachdem sie vorher mit Benzin übergossen worden waren. 

Pflanzenschutz Kartoffelkäfer

Die Firma Maag war in den 1930er Jahren das erste Unternehmen in der Schweiz, das den Bauern neben Pflanzenschutzmitteln auch einen Gratis-Beratungsdienst zu Krankheiten und Schädlingen an Kulturpflanzen anbot

 

So wenig wie möglich – so viel wie nötig 

Angesichts der modernen Produkte und Technologien, die den Landwirt:innen heute zur Verfügung stehen, mögen diese Methoden drastisch anmuten. Es wäre aber naiv zu glauben, dass das Thema Pflanzenschutz deswegen von der Agenda verschwunden ist – im Gegenteil. Der Schweizer Bauernverband schätzt, dass die Produktion in der Schweiz um 20-40% zurückginge, wenn die Landwirt:innen auf sämtliche Pflanzenschutzmittel verzichten würden. In Jahren mit vielen Wetterextremen, wie wir sie immer öfter erleben, können die Ausfälle noch viel höher sein. In der Anbausaison 2022 setzten Hagel und Trockenheit besonders der Westschweiz zu, und führten etwa bei Mais zu Ernteausfällen von bis zu 70 Prozent. 

So wenig wie möglich – so viel wie nötig: Nach diesem Grundsatz wird Pflanzenschutz heute in der Schweiz betrieben. Für Schädlinge wie den Kartoffelkäfer heisst dies, dass die sogenannte «Bekämpfungsschwelle» erreicht sein muss. Mindestens 30% der Kartoffelpflanzen müssen Larven oder Eier des Kartoffel

käfers aufweisen, bevor eines der in der Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV) offiziell zugelassenen Mittel angewendet werden darf. Auch andere Kriterien wie Wetter, Wuchsstadium der Pflanzen oder Abstände zu Oberflächengewässern müssen beachtet werden. 

Joel Meier von Syngenta berichtet direkt von unseren Feldversuchen 

«Neben dem Kartoffelkäfer bereiten in diesem Jahr auch der Rapsglanzkäfer, Erdflöhe und Blattläuse grosse Probleme», sagt Joel Meier, Crop Field Expert bei Syngenta. «Selbst innerhalb einer Region oder sogar einer Ackerfläche kann dabei das Auftreten der Schädlinge erstaunlich stark variieren. Deshalb sind wir oft direkt vor Ort, um die Bauern bei schwierigen Problemen schnell und effektiv mit unserer Beratung unterstützen zu können. Die Erkenntnisse daraus bringen auch unserer eigenen Forschung und Entwicklung einen grossen Nutzen – wir forschen in der Schweiz, für die Schweiz.» 

Die Stinkwanze
Erdflöhe auf Karotten
Der Maiszünsler
Die Kirschessigfliege

Das Auge isst mit 

Selbst wenn es den Landwirt:innen gelingt, die Schädlingspopulationen bis zur Ernte im Zaum zu halten, steht ihnen dann eine weitere Herausforderung bevor: Die Qualitätsansprüche in Vertrieb und Handel und bei den Konsumenten sind gestiegen – speziell bei Früchten und Gemüse ist eine makellose Optik wichtig. Eine Raupe im Salatkopf oder Fliege auf der Beere macht die Ware unverkäuflich, und das erst recht, wenn sie mit weiteren Qualitätsmängeln einhergeht. Ein Beispiel ist die aus Ostasien eingeschleppte Kirschessigfliege (KEF), die Kirschen, Beeren und anderen Weichobstarten befällt. Die damit einhergehende mikrobielle Fäulnis sorgt dafür, dass die Früchte weder verkauft noch weiterverarbeitet werden können: der penetrante Essiggeruch macht zum Beispiel das Brennen von befallenen Kirschen unmöglich. 

Um die Kirschessigfliege nachhaltig zu kontrollieren, werden neben Pflanzenschutzmitteln auch Netzbarrieren getestet, welche die Fliegen von den Früchten fernhalten sollen. Die Verwendung von natürlichen Feinden wie der Schlupfwespe könnte eine weitere mögliche Methode sein, um die Kirschessigfliege zu bekämpfen. 

Pflanzenschutz muss vielseitiger werden 

Wie das Beispiel dieses Schädlings zeigt, muss Pflanzenschutz vielseitiger und kreativer werden. Neben dem Einsatz von geeigneten Pflanzenschutzmitteln treffen Landwirt:innen in der Schweiz schon heute viele weitere Massnahmen, um ihre Kulturen zu schützen und Ernten zu sichern: geeignete Bodenbearbeitung und Feldhygiene, vielfältige Fruchtfolge oder resistente Sorten.  Diese Vielfalt ist deshalb wichtig, weil sich durch den Klimawandel und unsere globale Mobilität Schädlinge und Pflanzenkrankheiten schneller und stärker ausbreiten, und sich in Regionen etablieren können, wo sie nicht nur bei Nutzpflanzen auf wenig Gegenwehr treffen, sondern auch zur Gefahr für die einheimische Biodiversität werden. Um diese Entwicklung einzudämmen, brauchen wir zeitnah neue und robustere Nutzpflanzensorten, die den veränderten Bedingungen besser standhalten können. Neue Züchtungstechnologien wie Genome Editing sind dafür unerlässlich. Mehr Informationen über die Aktivitäten von Syngenta in diesem Bereich gibt es hier.  


Food Loss vs. Food Waste 

Schädlinge und Krankheiten verursachen nicht nur auf dem Feld grosse Ertragseinbussen, sondern auch noch lange nach der Ernte. So verringert sich zum Beispiel durch Silberschorf bei Kartoffeln und Schorf bei Äpfeln die Haltbarkeitsdauer, und die Lagerverluste steigen. Im Unterschied zur Lebensmittelverschwendung (Food Waste) wird diese Art von Einbussen als Lebensmittelverlust (Food Loss) bezeichnet. Lebensmittelverluste treten meist auf, bevor die Lebensmittel den Verbraucher erreichen, und können neben Schädlingen und Krankheiten unter anderem auf eine unzureichende Infrastruktur oder fehlende Lagermöglichkeiten zurückgeführt werden. 

Lebensmittelverschwendung (Food Waste) dagegen findet in der Regel auf der Ebene der Konsumenten, des Einzelhandels und der Gastronomie statt – und wir alle können hier stärker durch unser eigenes Verhalten Einfluss nehmen. Die FAO schätzt, dass bis zu 40% aller weltweit erzeugten Nahrungsmittel nach der Ernte verloren gehen oder auf Einzelhandels- und Verbraucherebene verschwendet werden.  Dies hat Konsequenzen nicht nur in Bezug auf die Nahrungssicherheit von Millionen von Menschen, sondern auch beim Schutz der Umwelt: Die Unmengen an Nahrungsmitteln, die auf Feldern oder Mülldeponien verrotten, setzen einen nicht unbeträchtlichen Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen frei.